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Bewegte Schale, gewitzte Kost

Die Tonne tanzt – Elftes internationales Tanztheater

Der Körper produziert keine Bilder. Falsch. Dieinternationale Tanztheaterreihe brach auch im elften Jahr mit gewohnten Sichtweisen und regte die Fantasie an.

Alexander Wiemer
„Einfach so“ – eine Tonne-Eigenproduktion, bei der das Cello eine zentrale Rolle spielte: ... „Einfach so“ – eine Tonne-Eigenproduktion, bei der das Cello eine zentrale Rolle spielte: tänzerisch, musikalisch und körperlich. Bild: Haas

Reutlingen. Ein barfüßiger Yuppie steht auf einem Stück grüner Wiese, einen aufgespannten Regenschirm in der Hand. Drei ebenso Gekleidete rennen durch die Szenerie, er rennt hinterher, der Schirm bleibt hängen. Als V-Effekt tönt die Tanzanweisung „Sunshine“ aus dem Off. Mit „Grasshopper“ eröffnete die Berliner Gruppe „Wee dance company“ den schon seit Tagen ausverkauften Reigen.

Die Anspielung auf René Magritte entsprach dem surrealen Tenor des diesjährigen Programms. Vier Tänzerinnen und Tänzer mischten synchrone Breakdance-Zitate mit feinen, akrobatischen Soli oder Umschlingungen, um immer wieder in embryonalen Denkerposen einzufrieren. Am Ende enttarnte ein Videobild das Gedankenspiel: Vier Personen sitzen auf einer kleinen Grünmeile, mitten zwischen zwei stark befahrenen Straßen und machen gerade Mittagspause.

Noch eine Spur bunter trieb es die Reutlinger Eigenproduktion „Einfach so“, die bei dieser Gelegenheit uraufgeführt wurde. Das Stück des italienischen Choreografen Gaetano Posterino mit Tonne-Schauspielerin Galina Freund und Tonne-Vorstand Thomas Lambeck, zeigte den möglichen wie unmöglichen Dialog von Tanz, Sprache und Musik. Lambeck steuerte mit Bachs Cello-Suite No.4 stoisch den Klangteppich bei, Posterino und Freund dehnten den Begriff Tanztheater – mitunter schmerzhaft – an seine Grenzen aus.

Ein und dieselbe Szenerie wurde in mehreren Sprachen, Intonationen zerkaut, durch ständig neue Bewegungsabläufe und Mimik konterkariert. Die Akteure nötigten und kosten einander im Affekt. Zugleich wurde ein Frauenrücken systematisch in einen männlichen Oberkörper uminterpretiert, der Körper an sich vom Illusionsträger zum drangsalierten Objekt. Einfach ist anders. Als Persiflage überzeugte die Choreografie durchaus. Sie verlor sich aber auch in frechen Brüchen, die Fragmente berührten zu selten.

Gelungen war die Konstellation der verschiedenen Ansätze: Zwar stellten beide die poetische Verklärung auf die Probe und setzten eine Analyse von Machtverteilungen um.

Doch während Posterino und Freund das Körperbetonte Spiel schätzen, suchen die Berliner dessen Auflösung: Ihre Hebefiguren, bisweilen im Zeitlupentempo, suggerierten beinahe Schwerelosigkeit. Ein symbolisches Spannungsfeld, indem den beiden Israelis Yaron Shamir und Meytal Blanaru („Frozen“) leider nur die Konsensrolle zukam. Das wurde beim Finale deutlich: Mit zwei riesengroßen Pappkartons machten die „Wee dance“-Macher Dan Pelleg und Marko E. Weigert einen auf Astaire und Kelly und zauberten daraus eine überkandidelt sympathische Container-Revue. Das tat nicht weh, aber gefiel. Einfach so.

08.02.2011 - 08:30 Uhr
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