Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – Premiere der Görlitzer Tanzcompany »There's time«
Zeit ist relativ, das wissen wir seit Albert Einstein. Ganz direkt kann man dies auf einer Bahnfahrt erfahren, die sich, je nach Umständen und Begleitung in quälende Länge ziehen oder überraschend schnell vergehen kann. Wer noch Beweise braucht, fahre nach Görlitz und sehe sich dort den neusten Geniestreich der Tänzer und Choreografen Dan Pelleg und Marko E. Weigert an.
Die Neuaufnahme ihres 2005 im Tacheles in Berlin uraufgeführten und auf mehreren internationalen Gastspielen gezeigten Stückes »There's time« gelingt ganz wunderbar, das Stück ist gereift und viele neue Ideen sind hinzugekommen, gewohnt gekonnt umgesetzt und brillant getanzt. Weigert und Pelleg haben in den Jahres ihrer Zusammenarbeit eine eigene, sehr eindrucksvolle Tanzsprache entwickelt, mit der sie auch in Görlitz überzeugen. Das dortige Theater kann sich glücklich schätzen, die beiden Ausnahmekünstler noch weitere zwei Jahre in seinen Reihen zu haben.
Die Company verpflichtete einige neue TänzerInnen, dadurch ist ein großes Maß an Intensität und Konformität entstanden und jede und jeder einzelne ist eine Bereicherung. In der Premiere tanzen sieben der insgesamt vierzehn Tänzer und Tänzerinnen und das bedeutet, es gibt noch eine zweite ebenso erstklassige Besetzung. Da verwundert es schon, dass vorerst nur drei weitere Termine angesetzt sind. Am Publikum kann es nicht liegen, die Premiere ist quasi ausverkauft und die Görlitzer feiern gemeinsam mit angereisten Freunden und Angehörigen ihre Tänzer mit lang anhaltendem Applaus und Bravo-Rufen.
In »There's Time« bewegen sich Pelleg und Weigert elegant zwischen tiefgründigen philosophisch anmutenden Momenten und Schmunzeln, ihre Aussagen sind subtil und in starken und berührenden Bildern umgesetzt. Dies alles wird getragen von einer adäquaten Musikauswahl und von einem selbstgedrehten Film illustriert, der allein schon das Potential hat, bei Kurzfilmfestivals Preise zu gewinnen. Alles in allem ist dies eine kluge und ästhetisch anspruchsvolle Arbeit, in der jede Sekunde sehenswert ist und deren eindrückliche Bilder noch lange nachwirken. Anne Jung

weitere Vorstellungen: 27./31.1.; 2.2.2013 Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz



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